Helga Gräbe

Helga Gräbe

ist Schauspielerin und hat beim Bayrischen Rundfunk gearbeitet. 

Für uns hat sie mehrere Essays zu verschiedenen Themen geschrieben. Bei Nachfragen

zu ihren Texten oder gar unschicklichen Themen beschied sie einen mit dem eindeutigen

Satz: I am a Lady!



  • Mein Freund ist Maler ..

    Er malt die Bilder seiner Seele, auf Papier, auf Leinwand. Und wenn ich sie auch nicht immer verstehe, so fühle ich sie doch. Ich spüre die Magie und Intensität die von ihnen ausgeht, die Sehnsucht, das Fernweh, die Liebe und die Freude, die sie beinhalten.


    Ich sehe mir die Bilder oft an und versuche zu erfühlen, was er wohl beim Malen gefühlt hat. Aber wie könnte ich! Seine Hände haben mit dem Stift oder dem Pinsel mit den Farben das ausgedrückt, was er gesehen hat – außen oder auch innen, in seiner ganz eigenen Welt. Er ist der Architekt dieser schönen Bilder. Ich stehe davor und schaue, ich darf der Betrachter sein.


    Er ist ein Abenteurer und bringt seine Träume ins Leben. Ein Stück Leinwand, ein paar Farben und sie erwachen, sie werden in ein Bild hineingeboren.


    Ich habe ihn einige wenige Male gesehen wenn er malte. Oft waren seine Augen vorher geschlossen, so als schaue er nach innen und sähe bereits das, was Minuten später aus seinen Händen auf die Leinwand glitt. Mit Absicht und Bewusstheit und mit leuchtenden Augen! Er war der Welt ringsum entrückt. Dieser Moment des Schaffens, des Erschaffens ist ein großartiger Zustand, den man sicher nur in den Augenblicken des Einsseins, Alleinseins mit Gott, erleben kann.


    Ich war stets berührt wenn ich ihn so gesehen habe, so wunderschön, und ich bin es noch, wenn ich an ihn denke.


    Er ist ein Maler: er ist ein Abenteurer, er ist ein Reisender, er ist ein Erschaffer.


    Was mir bleibt sind seine Bilder und das Glück, dass er mein Freund ist in diesem Leben – egal wo auch immer er gerade sein mag.


     


    Normal gesehen, ist diese Geschichte jetzt hier zu Ende. Sie ist es nicht! 


    Josef Maria ist ein - wie soll ich sagen – Wegbereiter, ein roter Faden in meinem Leben geworden.


    Jede Begegnung hinterlässt Spuren. Manchmal hinterlassen sie nur feine Fäden die irgendwann zerfallen und nur die Erinnerung bringt sie bruchstückweise zurück. Manche Begegnungen sind wie dicke Taue, sie halten uns so fest und fesseln uns, aber sie beengen uns auch, manchmal so sehr, dass wir uns fast nicht mehr bewegen können. Wir vergessen einfach das Weitergehen.


    Einige Begegnungen wie ein Wollknäuel, wenn wir damit umgehen und sie bedienen können, ergeben sie ein wundervolles Muster. Falls wir dazu allerdings nicht fähig sind, „verstricken“ sie uns in ein Wirrwarr von Gefühlen und Möglichkeiten, werden zu einem dicken Knäuel.


    Die heilsamen Begegnungen im Leben sind wie ein Licht, wie ein roter Faden. Sie sind so beeindruckend, das sich unsere Seele leicht damit verbinden kann, sie hinterlassen Spuren denen wir folgen möchten, wir oder besser ich bezeichne sie als „roter Faden“, als Wegweiser, als Wegbereiter.


     


    Josef Maria ist das für mich.


    Er war der erste Mann, dem ich die Hände aufgelegt habe, als ich gerade in meinen II. Reiki-Grad eingeweiht worden war. Nach der Behandlung hat er mich mit leuchtenden Augen angestrahlt und gesagt: „Was für eine wundervoll sanfte Art der Liebe!“. Wir haben danach still in den Sternen-Nachthimmel geschaut und es war absoluter Frieden in mir. Tage danach hat er ein Bild gemalt. Es war der Ausdruck dessen, was er empfunden hat an diesem Reiki-Tag.


     


    Er war der Mensch, der da war, als ich einen Unfall hatte und nicht mehr richtig laufen konnte. Als ich mich, auf Krücken gestützt, mit ihm traf und mit ihm sprach, wusste ich, dass eine Operation für mich nicht in Frage kam. Er sah in mir die starke Frau und die Heilerin – und ich konnte ihm glauben und mir vertrauen.


     


    Er war der Mann, mit dem ich in meine geliebten Berge gegangen bin, stundenlang sind wir gelaufen. Durch traumhafte Landschaften, über Wiesen, durch Wälder, die Berge hinauf, oft lag oben noch Schnee. Eine Wanderung mit ihm hat mich so sehr berührt, dass ich sie niemals in meinem Leben vergessen werde:


    Wir sind ca. 2 Stunden bergauf gestiegen, schweigend und ganz mit der Natur und ihren Gerüchen und Bildern verbunden. Auf einer Almwiese, die teilweise noch Schneeflecken hatte, zogen wir unsere Wanderschuhe aus und kühlten unsere heißen Füße im Schnee. Wir tanzten und hüpften mitten im Sommer im Schnee, wie Kinder. Vor einer Heuhütte setzten wir uns auf die Bank und wir packten mitgebrachte, lecker belegte Brote und warmen Milchkaffee aus unseren Rucksäcken aus. Wir aßen alles mit herzhaftem Appetit auf.


    Später setzte mir Josef Maria die Kopfhörer seines Walkmans auf. Mit Musik von Vangelis in den Ohren saß ich in der Sonne, träumte in einen bayerisch-blauen Bilderbuchhimmel und war in reinster Glückseligkeit. Der Mann neben mir lehrte mich, im wirklichen Augenblick zu sein und störte mich mit keinem Wimpernschlag.


     


    Als meine Eltern kurz hintereinander starben, war er da, stand bei der Beisetzung neben meinem Sohn und mir am Grab und ich spürte seine Stärke und Freude „weil ihre Seelen jetzt frei waren…“. Danach sind wir essen gegangen und haben mit Rotwein „auf das Leben“ angestoßen.


    Wie hätte ich da noch traurig sein können?!


     


    Als er in die USA ging, kamen seine Briefe mit einer wundervollen Unregelmäßigkeit, aber immer in dem Moment, in dem ich sie ganz besonders erhoffte, und sie heilten mich. Er erzählte mir von dem Kontinent, der so weit weg war. Er berichtete von der spirituellen Schule in die er ging, von den vielen Erfahrungen die dort machte. Er beschrieb mir sein Leben in der Hütte im Wald in der er jetzt lebte und malte, in den Wäldern von Yelm - einer kleinen Stadt, ca. 30 km von Seattle entfernt.


    In seinen Briefen war er so wie er war, voller Neugier und Freude, voller Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit und voller Dankbarkeit und Demut.


    Ich bekam Fernweh oder besser Heimweh nach der Freiheit, die er lebte. Im wollte alles auch sehen und erleben, das Land, die Hütte, die Schule die er besuchte, ich wollte alles kennenlernen.


    So beschloss ich, im Mai 1998 nach Amerika zu fliegen und ihn zu besuchen.


     

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  • Bin ich schon gewechselt?

    Bin ich schon gewechselt....?

    Ein Erfahrungsbericht von H.G.M.


    Ich bekam die Anfrage, ob ich einen Artikel über die Wechseljahre schreiben möchte. Ich lehnte ab, denn alle Welt schreibt darüber, angefangen von den Pharma-Industrien über Ärzte, Psychologen, Fach-, Gesundheits-, und Frauen-Zeitschriften. Viele Artikel sind übrigens von Männern geschrieben, die müssen es ja wissen, ich habe gelesen, dass Sie auch in die Wechseljahre kommen.

    Was hätte also ich noch dazu beizutragen, außer vielleicht meinen Erfahrungsbericht.

    Nachdem ich den Auftrag abgelehnt hatte, ging ich zur Kosmetikerin um mir für meine empfindlichen Zehen eine Fußpflege zu gönnen. Sitzt mir Frau F. gegenüber, schneidet an meinem wehen großen Zehen rum und erzählt mir mit hochrotem Kopf und kleinen Schweißperlchen auf der Oberlippe, „...dass wir Frauen wirklich geplagte Wesen sind, zumindest ab einem gewissen Alter“. Und dass ihr Arzt ihr nun die Hormontabletten streichen wollte, die sie schon mind. 7 Jahre nimmt. Aber das ginge doch nicht! Das habe sie ihm gleich gesagt. Sie könne doch nicht ihre Kundinnen behandeln und von einer Hitze in die andere fallen. Also, sie hat sich entschieden, weiterhin Hormone zu nehmen und das habe sie ihrem Arzt auch ganz klar gesagt. „Ihr Vater sei an Krebs gestorben, ihre Mutter hatte Krebs, und wenn sie das auch kriegen sollte, dann sicher nicht wegen der Hormone!“ 


    Mir kam eine Hitze hoch und ich dachte, wenn ich so auf das Thema gestoßen werde, sollte ich wohl noch mal über den Artikel nachdenken.


    Ich wurde 50 und noch im gleichen Monat setzte meine Regel aus und ich bekam eine wohlig warme Welle. Ein bis zwei Jahre vorher war ich schon in meinen „Gefühlsbewegungen“ etwas schwankend und nicht mehr so kalkulierbar in meinen Reaktionen. Meine Freunde und mir wohlgesonnene Bekannte respektierten das. Hin und wieder beschrieben sie mich als „kapriziös“ und das gefiel mir eigentlich nicht schlecht.

    Nachdem die „warmen Wellen“ öfter kamen, dachte ich „es ist also so weit“, nicht wissend, was ich eigentlich damit meinte. Ich hatte einiges über die Wechseljahre gelesen und die damit verbundenen Beschwerden, bzw. das Für und Wider einer Hormontherapie. Für mich stand allerdings fest: keine Hormone, mir geht es gut damit, „Einstellung ist alles“, es gibt genügend alternative Möglichkeiten, etc.


    Im Laufe von ca. 6 Monaten veränderte sich so ziemlich alles in meinem Körper, einschließlich meiner Einstellung zu den Wechseljahren. Ich wurde entwurzelt! Ich schlief nicht mehr gut, meine Knochen und Gelenke taten mir weh, ich war gereizt, ich war überkritisch mir und andern gegenüber. Ich musste in den unmöglichsten Situationen mit den hochsteigenden Tränen kämpfen, z.B. wenn die Straßen-Ampel zu schnell rot wurde - und wenn sie grün wurde auch. Ich glühte schubweise am ganzen Körper, genau in den falschen Situationen. Die Schübe kamen aus der Gegend des Steißbeins, zogen sich an der Wirbelsäule hoch und endeten im Nacken oder in meinem Kopf. Ich kam mir vor wie ein pfeifender Topf, der nicht von der heißen Platte genommen wurde. Ich hatte den Vorteil oder auch Nachteil, dass ich nur kochte, nicht nass schwitzte. Ich fühlte regelrecht, wie meine Augen mit roten Äderchen aus ihren Höhlen traten und ich wünschte mir, ich läge auf Eis. Wenn diese Situation im Büro während eines Gespräches mit einer Kollegin stattfand, sagte ich immer ganz forsch: „Sorry, ich bin im Augenblick grad mal im Wechsel, mach doch bitte mal das Fenster auf“. Wenn ein männliches Wesen anwesend war, wusste ich schweigend zu leiden – und hatte eine mächtige Wut auf Männer. 

    Wenn die Hitze wieder fiel, war ich meist sehr erschöpft und wollte nur noch meine Ruhe haben um das zu verarbeiten, was da mein Körper und meine Seele gerade durchgemacht haben. Da ich natürlich diese Zeit und Ruhe nicht hatte, war ich oft traurig und sehr unglücklich. Ich fühlte mich alt und hässlich, meine Haare fielen mir haufenweise aus und meine Körperfülle erweiterte sich um zwei ganze Konfektionsgrößen. Jede Frau weiß, in welche tiefen Depression einen das stürzen kann. Ich sah einfach nicht mehr aus wie ich, stattdessen erkannte ich an mir immer mehr Züge meiner Mutter.

    Ich ging zu meiner Frauenärztin, die ich lange Jahre kannte und der ich vertraute. Da ich sie auch als alternativ-praktizierende Ärztin schätzte, konnte ich es nicht fassen, das sie mir riet Hormone einzunehmen. Sie hielt mir einen guten Vortrag über die Vorteile einer Hormon-Therapie und erwähnte die Nachteile eher in Kurzform. 

    Ich ging zu einer Heilpraktikerin, die sich auf Frauen- und Kräuterheilkunde spezialisiert hat. Ich nahm einige Sitzungen bei ihr und sie verschrieb mir eine Menge Kräutertinkturen und natürlich Tees, beides kaufte ich für viel Geld und mit neuer Hoffnung. Ich sollte vier unterschiedliche Teemischungen morgens, mittags, abends trinken, musste sie aber schon am Tag vorher zubereiten, das sie einer besonderen Zubereitung bedurften. Meine Küche sah aus wie ein Teeladen und in meiner Welt hatte kein anderes Thema mehr Platz, ich mischte, kochte, trank! Irgendwann hatte ich im wahrsten Sinne des Wortes die Schnauze voll! Ich goss die wertvollen Tees in meine Blumen und hoffte, er möge ihnen wohltun!

    Ich versuchte es mit Phyto-Therapie in Tabletten und Tropfenform, mit Soja-Produkten, programmierten Microchips-Anhängern und alles was es sonst noch auf dem Markt gibt. Meine Unsicherheit wuchs und meine Lebensqualität näherte sich dem Nullpunkt. Nachdem mir die dritte Frauenärztin die „Unbedenklichkeit einer Hormontherapie“ in meinem Fall bestätigten hatte, begann ich für einige Monate mit der Einnahme von Hormonen. - Vielleicht um mir zu beweisen, dass ich sie nicht nehmen wollte.

    Und ich erinnerte mich an meine Mutter, die ich jetzt so oft erkannte, wenn ich in den Spiegel schaute. Ich konnte sie nach und nach so sehr verstehen und lieben. Ich erkannt ihre Ohnmacht und ihr Ausgeliefertsein in einen Zustand, den sie nicht wirklich begriff und den sie für unabänderlich hielt. Sie saß monatelang auf dem gleichen Sessel, in tiefer Depression und mit allen Beschwerden, die eine Frau im Wechsel nur haben konnte. Und sie gehörte zu der Generation, die nicht zum Arzt ging und „darüber“ sprach. Sie hielt aus, sie litt und später schlug sie nur noch um sich, und kein Mensch verstand sie. Wie sehr muss sie gelitten haben.

    Ich weinte um meine Mutter und für mich.


    Ich las viele Bücher über die Wechseljahre und informierte mich im Internet. Dort stieß ich auch darauf, dass das Wort Klimakterium = Wechseljahre aus dem altgriechischen stammt und soviel wie „Treppenleiter“ oder „Stufen“ heißt. Es erinnerte mich an das wundervolle Gedicht von Hermann Hesse „Stufen“ (Wer es nicht kennt, sollte es unbedingt lesen). Ich besann mich endlich darauf was ich gelernt hatte und tief in mir wusste. Ich gab mir mehr Zeit, ich gab mir regelmäßiger und öfter Reiki. Ich machte wieder meine Qi Gong-Übungen am Abend, ich ernährte mich noch bewusster und ich setzte mich damit auseinander, was da mit mir und meinem Körper geschah. Gelegentlich weinte ich auch darüber, dass ich nun nicht mehr so schön, so begehrenswert und jung war wie die Welt mich bisher kannte. Ich lernte schrittweise mir zu verzeihen und mir wieder zuzulächeln. Ich erklärte mich bereit meine „Themen“ zu wechseln und machte mich zur Vorsitzenden meiner neuen Lebensphase. Ich versprach mir keine Rollen mehr zu spielen, ich wollte nur noch ganz tief ICH sein. 


    Damit waren zwar meine Beschwerden nicht weg, aber ich wurde wesentlich sicherer, innerlich und im Umgang mit meinem Körper. Ich akzeptierte, dass mein Körper mit 50 nicht mehr Hormone wie eine 25-jährige produzieren musste. Ich fasste langsam wieder Fuß.


    Ich lass Bücher über die Zeit der Wechseljahre von Julia Onken („Feuerzeichenfrau“) und von Brigitte Hieronimus, die Mut machten. In mir wuchs der Gedanke, bei diesen Autorinnen eine Ausbildung zur „Wechseljahrsberaterin“ zu beginnen. Ich wollte Frauen in ähnlichen Situationen helfen, damit Sie mit diesen Teil des Lebens aufgeklärter und leichter umgehen konnten. Ich schrieb also Frau Hieronimus eine Mail und bat sie, mir die Art der Ausbildung und die nötigen Voraussetzungen die dafür notwendig sind, mitzuteilen. Sie hat mir einen wirklich netten Brief zurückgeschrieben und mir wichtige Informationen gegeben. Der Brief endete: „Die wichtigste Voraussetzung, die Ausbildung zur Wechseljahrsberaterin zu beginnen ist: Sie müssen beseelt sein von den Wechseljahren....“.

    Diese Voraussetzung erfülle ich allerdings nicht. Jedenfalls noch nicht! Aber ich finde mehr und mehr den Herbst schön. Ich meine nicht die Jahreszeit, die liebte ich sowieso schon immer, ich meine diese Zeit im Leben einer Frau! Mir begegnen plötzlich (?) viele schöne Frauen – oder sehe ich sie jetzt erst wirklich?! Sie sind in meinem Alter und sie sind in der dritten Phase des Kreises. Wie der Herbst, reif und mit vielen bunten Farben. Im Gesicht tragen sie das Wissen vom Frühling und Sommer, sie sind stark genug um den Stürmen des Herbstes zu widerstehen und sie schauen gelassen, und manchmal auch mit Vorfreude, auf den Winter, der mit seiner weißen Klarheit und frischen Luft den Raum für Stille und Besinnlichkeit schafft.

    Wir Frauen gefallen mir wirklich gut!


    Außerdem habe ich mich, seit ich im Wechsel bin, mit Quantenphysik beschäftigt – das hätte mir mal früher jemand sagen sollen, ich hätte nur mit dem Kopf geschüttelt. Es begeistert mich mehr und mehr, über die Gesetze und das Zusammenspiel der kleinsten aller Teilchen in der Materie zu erfahren. Es eröffnen sich ganz neue/andere Welten für mich. Besonders liebe ich den Satz: „Der Beobachter bestimmt die Realität“!


    Um zum Thema zurückzukehren: Bin ich „für“ oder „gegen“ die Einnahme von Hormonen in den Wechseljahren? Weder noch! Aber ich bin auf jeden Fall für die freie Wahl jeder Frau. Die aber hat sie meines Erachtens nur, wenn sie umfassend aufgeklärt ist, d.h., wenn sie sich so viel Wissen wie möglich holt.

    Und wenn es denn stimmt, dass „Einstellung alles ist“, dann schaden auch keine Hormone....., allerdings kann man sie dann auch weglassen, oder?!

    So eine Freiheit der Wahl, mit dem Wissen wie es gehen könnte, macht mich ganz aufgeregt!

    Letzte Woche habe ich im Fernsehen ein Interview mit einer „Herbstfrau“ gesehen. Sie sagte: „Wenn ich alt bin, werde ich mohnrot tragen“. Toller Gedanke, dem ich voll zustimmen will.


    „Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“ 

    (aus „Stufen“ von Hermann Hesse)


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  • Sucht

    Sucht!

    Suchtprobleme bedeuten individuelle Tragödien für die Betroffenen und deren Angehörige. Die Bekämpfung der unterschiedlichen, bekannten „legalen“ und illlegalen Suchtmittel werden von suchtkranken Menschen als auch von der Gesellschaft und der Regierung mehr oder weniger erfolgreich betrieben. Es gibt dazu zahlreiche Bücher, Abhandlungen, Hinweise auf helfende Institutionen, Therapieformen, usw.

    Darüber will ich nicht berichten – jedenfalls nicht direkt. Ich möchte meine Gedanken zu dem Thema Sucht aufschreiben, meine Gedanken zu dem Satz: Einstellung ist alles!  

    Gleich am Anfang will ich betonen, dass Nachfolgendes ausschließlich meine Meinung dazu ist und natürlich keine Rechtsgültigkeit besitzt.

    Die Gedanken, die ich mir gemacht habe, befassen sich mit den ganz alltäglichen Verhaltensweisen, die so legal sind, oft so subtil ablaufen und dazu auch noch „als total normal“ bezeichnet werden, dass wir sie nicht sofort als eine Form der Sucht bzw. Abhängigkeit erkennen. Aber diese Abhängigkeiten sind es letztendlich, die uns Schmerzen, Dramen, Unfreiheiten erleben lassen und uns daran hindern ein freies und freudvolles Leben zu führen.

    Ein kleines Beispiel zum besseren Verständnis: Ich wurde in der ehemaligen DDR geboren. Als ich noch ein kleines Mädchen war, wurde mir mein Vater eines Nachts von der Volkspolizei auf rabiateste Weise „weggenommen“. Ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Vorgang, woran ich mich aber erinnere, ist an die Angst die ich hatte, an die Sehnsucht und das Heimweh nach meinem Vater. Ich fühlte mich sehr allein und habe ihn unendlich vermisst. Wenn ich mit meiner Mutter am Fenster stand und rausschaute, habe ich oft geweint und eigentlich immer auf seine Rückkehr gehofft. Ein paar Wochen später wurde unsere Flucht aus dem Heimatort zwingend notwendig. Es war eine Reise mit dem Zug bei Nacht und Nebel in eine ungewisse Zukunft und ich hatte das beklemmende Gefühl, dass man mich immer weiter von meinem Vater entfernte. Mein Mutter erzählte mir später, dass ich während der Flucht anfing zu fiebern und krank wurde. Bis zu dem Augenblick, als mein Vater einige hundert Kilometer weiter in unseren Zug einstieg, und wir gemeinsam in die Freiheit fuhren. Er war wieder da, ich klammerte mich an ihn, lag in seinen schützenden Armen und fühlte mich geborgen und sicher. Der Zug fuhr durch die Nacht durch den Thüringer Wald, vorbei am Kyffhäuser-Gebirge und mein Vater erzählte mir Geschichten. Von Hexen und Elfen die hier lebten und natürlich von dem Weihnachtsmann der hier zu Hause war. Ich kann mich genau erinnern an dieses Gefühl von damals. Mein kleines Herz flatterte vor Freude, fühlte sich leicht und warm an und war überhaupt nicht mehr schwer. Ich weiß, dass ich die Aufmerksamkeit, Geborgenheit und Liebe meines Vaters genoss, die ich so sehr vermisst hatte. Mir war ganz wohlig zu mute, ich konnte mich auf ihn verlassen. Er war er wieder da und ich wieder gesund, die Welt war in Ordnung.

    Nach diesem bestimmten Muster liefen in meiner weiteren Kindheit alle anderen Krankheiten ab. Selbst die Schmerzen, die z.B. eine Mandelentzündung, ein Keuchhusten oder gar eine Nasenpolypen-Operation mit sich brachten, waren nicht so schlimm, wenn mein Vater an meinem Bett saß. Seine Nähe und seine Zeit gehörten mir und wenn er mir vorlas - aus Robinson Crusoe oder ähnlich spannenden Büchern - lebten wir  gemeinsam in einer bunten Abenteuerwelt.


    Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass unsere Gehirn-kapazität nur zu einen sehr geringe Teil, ca. 10 – 20 %, aktiv genutzt wird und wir den Rest einfach inaktiv und brach „liegen lassen“. Logische Folgerung daraus ist, dass wir uns in ständigen Wiederholungen von irgendwelchen, bereits erlebten Begebenheiten, bereits gefühlten Emotionen befinden, also von irgendwelchen Erinnerungen leben. Wir orientieren  uns an den Erlebnissen und Gefühlen, die wir kennen und gelebt haben, wir kopieren sie immer wieder. 


    In meinem Lebenslauf sind viele Krankheiten unterschiedlichster Art zu sehen. Nicht zu schlimm, aber doch so, dass sie mich in meinem täglichen Wohl-befinden erheblich einschränkten und mir viele schöne Tage vermiest haben.

    Vielleicht war ich immer – unbewusst – auf der Suche das wiederzufinden, was damals wichtig für mich war und mir das Gefühl von Liebe, Geborgenheit, Schutz und bunten Traumwelten wiedergebracht hatte.

    In Kurzform: Meine von meinen Gefühlen programmierten Zellen und mein Unterbewusstsein hatten folgende Information: Gefühle wie Angst, Verlust, Sehnsucht sind aufzulösen durch Krankheit. Krankheit zieht Zuwendung nach sich, daraus entsteht unmittelbar das warme, wohlige, glückliche Gefühl der Geborgenheit und der Liebe.

     Resultat = Krankheit ist Lösung!

    Heute, nachdem ich dieses Programm - über mein Bewusstsein - in meinen Zellen geändert habe, brauche ich nicht mehr den Weg über die Krankheit, um mir Raum für „Lösungen“ zu schaffen.

    Also:  vom ersten Erlebnis und dem sich daraus entwickelten Gefühl entsteht eine Prägung, die zur Einstellung wird. Die Einstellung dazu!  Unsere Zellen werden mit dieser Einstellung gespeist, programmiert, so wird dieses Empfinden zu einem Teil unserer Persönlichkeit. Wenn nun in unserem Leben etwas geschieht, das auch nur annährend der Situation des ersten Erlebens ähnelt, betrachten wir uns diese Situation durch ein „trübes Glas alter, vergangener Erfahrungen und bereits gelebter Gefühle“. Unsere Zellen erkennen wieder, erinnern sich, geben die Information in sekundenschnelle weiter und der Körper reagiert, wie...., ja, wie damals! Wie könnte er auch anders reagieren, er ist so programmiert. Keine neuen Gedanken, keine neue Reaktionen, keine neue Erfahrungen! Wir greifen zurück auf ein vertrautes Gefühl, eine bekannte Emotion. Damals, bei der Grundsteinlegung von diesem Mechanismus, war ja etwas ganz Wichtiges und Einschneidendes geschehen. 

    Und bei der nächsten Situation, die uns wieder in ähnliche Emotions-Reaktionen bringt, können wir uns daran nicht mehr recht erinnern, aber wir kennen den Geschmack der Gefühlsbewegung - die dazu passt - recht gut. Unsere Zellen brauchen sich auch nicht zu erneuern, sie kennen das Spiel schon durch viele Wiederholungen. Wenn wir nun eine gewisse Zeit dieses Gefühle nicht bekommen, vermissen wir es, es fehlt uns etwas. Wir sehnen uns nach diesem „Kick“, wir versuchen ihn wieder zu bekommen und wir fabrizieren ähnliche Situationen: Wir erschaffen Situationen, die nicht zu fremd sind, allerdings tun wir so „als sei es diesmal etwas ganz anderes“, da sind wir sehr geschickt. Wir brauchen diese Emotion mittlerweile um uns lebendig, geliebt oder auch wichtig zu fühlen. Wir sind bereits abhängig und im schönsten Reigen der Sucht, die Sucht nach der Emotion vom ersten „Kick“. So treiben wir als Süchtige durchs Leben, süchtig nach Anerkennung, süchtig nach Liebe, süchtig nach Sex, süchtig nach Streit, nach Schmerz und Krankheiten, süchtig nach Arbeit usw., die Palette könnte unendlich fortgesetzt werden. 



    Wir probieren immer neue Varianten der Suchtbefriedigung aus. Aber unser Hunger, unsere Sehnsucht wird nie wirklich gestillt. Wenn es uns gelingt, einmal eine zeitlang  „Kickfrei“ zu leben, fangen wir an uns zu langweilen oder uns unwohl in unserem Wohlsein zu fühlen, und unser Körper schreit: „Nachschub“. So geben wir ihm mehr, und mehr, und mehr.


    Fatale Angelegenheit, denn mittlerweile sind uns diese Wiederholungen vielleicht schon bewusst oder öden uns gar an. Vielleicht sind wir darüber todtraurig, beschämt oder auch wütend. Möglicherweise haben wir schon viel Geld ausgegeben um die Sucht zu befriedigen oder uns davon zu befreien, mit Hilfe von Ärzten oder Therapeuten. 

    Aber die Sucht sie sucht (wie der Name schon sagt), sie will gefüttert werden. Unsere Zellen haben sich dieses Programm längst eingeprägt, wie ein Computer, und sie erwarten nichts anderes von uns als Futter und Erfüllung.

    Uns sollte bewusst sein, dass jede Streit-, Kritik-, Kranksein-Sucht, etc. etwas mit der Sucht „Opfer sein“ zu tun hat. „Opfer sein“ ist ein weiterreichender Begriff, letztendlich bedeutet es aber nur: Ich bin hilflos. Ich ohnmächtig. Mir sind die Hände gebunden.  Die Umstände, ja, alle anderen haben Schuld an meinem Missstand. Ich kann nichts dagegen tun.

     Die „Opfer-Sucht“ ist der absolute Herrscher aller Süchte. Denn das Opfer wird gedemütigt, getreten, übervorteilt, gekränkt oder aber bemitleidet, getröstet und bedauert und natürlich, nicht zu vergessen!, belobigt. Eine feine Sucht, diese Opfersucht, Befriedigung an allen Ecken und Enden. Opfer haben keinen wirklichen Frieden, der liegt außerhalb des Bewusstseins der arbeitenden 

    10-20% (Gehirn). Auf der Opfer-Bühne gibt es viele talentierte Mitspieler und Mitspielerinnen, sie treten als Arbeitgeber, Freunde, Eltern oder noch besser als Partner auf. Wir suchen sie im nahen Umfeld, damit wir uns richtig schmerzvoll begegnen und verletzen können. Wir machen uns abhängig voneinander, denn wir sind gegenseitig prima Werkzeuge unserer Suchtbefriedigung. 

    „Was für ein glückliches Pech!“


    Hier spätestens sollten wir anfangen etwas zu ändern, unsere Einstellung/ Prägung zu ändern. D.h., eigentlich sollte die erste aller Einstellungen geändert werden. Aber wie?

    Es gibt sicher einige Wege und Ansätze. Das Wichtigste ist jedoch, die Verantwortung für sich wieder zu übernehmenden und der Wille - nicht nur der Wunsch -, sondern der WILLE aus dem Kreislauf der Wiederholungen auszusteigen.

    Wir müssen uns vollkommen ehrlich betrachten (eine der schwersten Übungen überhaupt), wir kommen möglicherweise an den Ursprung der Wiederholungen zurück und können, vielleicht mit Hilfe eines guten Lehrers oder wirklich guten Therapeuten, anfangen diese Muster aufzulösen und uns zu heilen. 

    Unser Bewusstsein muss geschärft, unsere Handlungen besser und ehrlicher betrachtet werden. Wir müssen jede Minute aufmerksam bleiben wo und wie unsere Gedanken im Augenblick sind, was wir sagen, was wir tun. Es sollte anders sein als bisher, ehrlicher, klarer und selbstbestimmter. 


    Das hört sich alles sehr schwierig an oder kompliziert? Vielleicht macht es auch hoffnungslos? Aber es ist nicht so!

    Erstens: Es leiden ja nicht alle Süchtigen, sie sind glücklich in ihren Wiederholungen und ihren Begrenzungen. Sie werden nichts verändern wollen, und das ist ihr gutes Recht.

    Zweitens: Jeder Mensch hat die Möglichkeit seine begrenzten 10 –20 % Gehirnkapazität zu erweitern. Er muss letztendlich nur aus dieser Sucht- und Drogenbox - bei aller Hilfe von außen - alleine rausklettern. Er muss es nur tun! Und diesen Akt der Selbstverantwortung wird er übernehmen, wenn er bereit zur Heilung ist.

    Und: Abhängigkeiten loszuwerden ist etwas Wundervolles. Jede Ausrede oder Entschuldigung es nicht zu können, ist ein Zurückgehen in die Sucht, ist ein Abgeben der eigenen Macht und ein verteidigen der Begrenzungen – lohnt sich das für so ein bisschen (ausgelutschte) Emotion?


    Wenn wir es das erste Mal geschafft haben, nicht mehr in die alten längst überlebten Gefühle einzusteigen, ist das ein kleiner Erfolg - an den ein neues Gefühl geknüpft ist. Und das ist so wunderbar und so viel freier. Wenn wir dieses neue Gefühl oft genug erschaffen, nehmen unsere Zellen diese Informationen an. In unserem Gehirn wird eine neue Verbindung geknüpft, ein neues Neuronetz für diese neue Erfahrungen angelegt. 

    Wir ändern durch unsere Wahrnehmung unserer Realität, daraus entsteht unsere neue  Programmierung. Unser Gehirn verliert bald die Verbindung zu den alten festgefahrenen Mustern. Vielleicht fallen wir ab und zu noch einmal zurück. Aber die Erinnerung hat keine Macht mehr über uns. Unser Gehirn ist für neue Erfahrungen bereits geöffnet, über unsere Zellen bekommt unser ganzer Körper diese neuen Informationen. 

    So haben wir unsere alten, uns begrenzende, Verhaltens- und Lebensmuster in neue Muster transformiert!


    Und noch eins: Wirkliche Veränderung geht immer voran, niemals zurück!


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